Von dichtem Dschungel bewachsene Kalkhügel prägen diesen
zum UNESCO-Weltnaturerbe gehörenden Nationalpark. Berühmt ist
er aber nicht deswegen, auch nicht wegen der schönen Reisfelder
oder den freundlichen Menschen in den Dörfern um den Park, sondern
wegen den überwältigenden Höhlensystemen in den Hügeln.
Die grösste Höhle der Welt, Hang Son Doong liegt in diesem Park, ebenso
die nach unserer Ansicht schönste Höhle, Hang Thien Duong (Paradise Cave).
Da all die Höhlen erst vor wenigen Jahren entdeckt wurden, ist
der Tourismus noch kaum entwickelt. Im Dorf stehen wenige,
einfache Hotels und Hostels und ein einziges weestliches
Restaurant. Die Besucher im Park sind hauptsächlich Vietnamesen, sonst verirren sich nur Backpacker hierher.
Eine Expedition zur grössten Höhle der Welt hätte sowohl finanziell, wie auch zeitlich all unsere Budgets gesprengt. Wir wanderten stattdessen zur drittgrössten Höhle der Welt, der Schwalben-Höhle (Hang En).
Acht weitere Trekker brachen mit uns zur Höhle auf, zusammen
mit unserem Guide Ken sowie acht Trägern und Köchen.
Zuerst gings auf glitschigem Schlamm auf einem schmalen Dschungelpfad
bergab. Der Urwald hier ist wunderbar dicht und wild, mit grossen Bäumen, Lianen
und dichter Pflanzendecke. Ohne Weg wäre hier für uns ein Durchkommen unmöglich.
Nach fünfhundert Höhenmetern Abstieg erreichten wir die wenigen Häuser eines Dorfes. Hier in der Abgeschiedenheit wohnen fünfunddreissig Leute ohne Strom und Strassen. Immerhin können sie inzwischen etwas Geld als Träger für die Höhlentouren verdienen.
Die nächsten zehn Kilometer ging's entlang des Flusses zur Höhle. Der Pfad durchquerte den Fluss aber bestimmt zehn mal, was den Weg ziemlich abenteuerlich machte. Teilweise wateten wir bis fast zur Hüfte im Wasser! Selbstverständlch immer mit umgehängter Kamera, um ja kein Fotomotiv zu verpassen. Umfallen war deshalb strikte verboten! Auf dem Rückweg befestigten wir die Kamera auf dem Stativ, welches sich wunderbar als Watstock eignet.
Wir folgten dem Fluss in die Höhle und kletterten im Lichte unserer Stirnlampen einige dutzend Meter lang staubige Felsen hoch, bis sich uns eine unvergessliche Aussicht bot: Vor uns eröffnete sich eine gigantische Halle, mehr als hundert Meter breit und hoch! Auf dem Sandboden der Halle standen bereits unsere Zelte und auf dem Feuer kochte schon Wasser. Unsere Träger waren extra vorgeprescht, um alles so schön herzurichten.
Dies sollte aber nicht der beste Ausblick der Tour bleiben. Nach einer Kaffeepause am Lagerfeuer machten wir uns zum Ausgang der Höhle auf. Dieser lag einen Kilometer flussabwärts. Wir kletterten nun für einige Zeit durch die gigantischen Hallen - das Licht unserer Stirnlampen schaffte es kaum bis zur Decke. Der Blick aus der Höhle hinaus war schliesslich noch eindrücklicher als der erste Eindruck! Der Ausgang ist 100 m breit und über 150 m hoch. Aus der Höhle hinaus blickt man auf die riesigen Bäume des Urwaldes, welche aus dieser Perspektive wie kleine Sträucher wirken. Am Höhlenboden windet sich der Fluss über die Sandbänke wieder hinaus ins Tageslicht.
Auf dem Weg zurück folgten wir dem Fluss durch die Höhle. Ziemlich beeindruckend, im Licht der Stirnlampe durch einen unterirdischen Fluss zu waten! In der Regenzeit schwillt dieser Fluss derart an, dass die ganze Höhle unter Wasser steht. Eindrücklicher bezeugt wurde dies durch einen angeschwemmten Baumstamm am höchsten Punkt, mehrere dutzend Meter über dem Höhlengrund. Glücklicherweise war das Wetter trocken!
Wie schon in Chi Phat überraschten uns auch hier die Träger wieder mit einem unheimlich guten Nachtessen. Alles wurde geteilt, wir assen alle zusammen auf einer grossen Plane auf dem Höhlenboden. Um die Stimmung anzuheitern, schenkten die Träger grosszügig Reiswein aus. Wir verbrachten noch einige Zeit um das Lagerfeuer, bis sich alle erschöpft in ihre Zelte zurückzogen.
Am nächsten Morgen fand die Sonne immer mal wieder ein Loch in der Wolkendecke und badete die Höhle im Morgenlicht. Alle Fotobegeisterten kletterten auf die andere Höhlenseite, um die kurzlebigen Sonnenstrahlen mit der Kamera einzufangen.
Nach einem grossen Frühstück hiess es leider schon Abschied nehmen, wir machten uns auf den langen Rückweg.
Nach dem Trekking dachten wir, wir hätten eigentlich alles Sehenswerte vom
Park schon angeschaut. Wir wollten aber mindestens eine der beleuchteten
Höhlen noch sehen, weshalb wir zwei Roller mieteten, um den Park auf
eigene Faust zu erkunden.
Die Paradies-Höhle übertraf aber all unsere Erwartungen bei weitem!
Nur 1.1 km der 30 km langen Höhle ist begehbar, wir verbrachten aber trotzdem
über fünf Stunden darin, die ganze Zeit mit einem Staunen im Gesicht.
In der bis zu 100 m hohen und 150 m breiten Höhle stehen gigantische
Stalaktiten und Stalagmiten in allen möglichen Farben und Formen.
Durch die Höhle führt ein hölzerner
Steg, welcher den Boden schont und erst noch schön ausschaut auf den
Fotos. Auf Anraten britischer Späologen besteht die Beleuchtung
aus gleichfarbigen LED, weshalb die verschiedenen Farben des Steins
wunderbar zur Geltung kommen.
Uns gefiehl diese Höhle sogar besser als die Carlsbad-Caverns in den
USA, welche bisher unsere Lieblings-Höhle war.
Nachdem Peter mit Daniela's Roller ausserhalb des Parks Benzin organisiert hatte (sein ziemlich maroder Roller hatte keine Tankanzeige und verbrauchte mehr als doppelt so viel wie der Roller von Daniela), fuhren wir auf dem schönen Weg durch den Park zurück. Die holprige Strasse schlängelte sich durch den dichten Urwald und gab immer wieder grandiose Aussichten auf die Landschaft frei.