An unserem ersten Morgen in Kapstadt wurden wir von strahlendem Sonnenschein geweckt. Nicht einmal die für den Tafelberg so typische Wolkenhaube war zu sehen. Diesen günstigen Umstand nutzten wir natürlich sofort aus und schnappten uns nach dem einchecken ein Taxi, welches uns zum Fuss des Tafelbergs brachte. Nachdem wir an der Talstation der Seilbahn die anstehenden Menschenmassen passiert hatten, machten wir uns auf den schweisstreibenden Aufstieg zum Plateau.
Ursprünglich wollten wir ja nur zum Plateau hochlaufen, uns dort umsehen und wieder absteigen. Oben angekommen wurden wir aber von unserer Entdeckerlust gepackt und wanderten dem Tafelberg entlang weiter. Von uns entgegenkommenden Wanderern erfuhren wir, dass man sogar bis zur andern Seite des Berges laufen und dort absteigen konnte. Was wir natürlich prompt auch taten. Schlussendlich waren wir anstelle des kurzen Spaziergangs über sechs Stunden gewandert, als wir im Botanischen Garten auf der andern Seite ein Taxi zurück zum Hostel bestiegen.
Rund um Kapstadt ist die ganze Landschaft geprägt von den farbigen interessanten Fynbos-Pflanzen. Diese trotzen den trockenen Sommern und den immer wieder auftretenden Bränden. Einige sind feuerfest, die Samen anderer wiederum treiben erst nach einem Feuer aus. Bei unserem Besuch waren viele am Blühen.
Für die vier Tage in Kapstadt wollten wir kein Auto mieten.
Um dennoch ans Kap der guten Hoffnung zu kommen unternahmen wir eine
Tour mit dem "Baz Bus", dem Backpacker-Tourunternehmen. Zusammen mit einem
munteren Grüppchen Reisender aus allerlei Ländern gings nun
zuerst zu den Seebären bei Hout Bay.
Hier leben einige hundert Seebären auf einem Felsen im Meer. Da
der Felsen so nahe an Kapstadt liegt, wird er touristisch intensiv genutzt: Ganze drei Tourboote fahren ständig hinaus, so dass
eigentlich immer eines bei den Seebären dümpelt.
Diese haben sich gut daran gewöhnt und planschen neugierig um die Boote
herum - unsere Theorie ist, dass die Boote Haie fernhalten, was den
Seebären natürlich gelegen kommt.
Beim kleinen Städtchen Simons Town hat sich eine Kolonie von Brillenpinguinen angesiedelt, welche hier mausert (ihr Fell wechselt). Der Brillenpinguin ist der einzige Pinguin, der in Afrika ans Ufer kommt, in Südafrika gibt's nur drei Orte, an denen man die kleinen Vögel beobachten kann. Auch die Pinguine stören sich nicht im geringsten an den vielen Leuten, die auf dem Steg über ihren Köpfen rumspazieren. Sie sind sowieso fast alle am schlafen - fressen können sie ja nicht während der Mauser...
Entgegen der landläufigen Meinung ist das Kap der guten Hoffnung nicht der südlichste Punkt Afrikas - dieser liegt rund 300 km weiter östlich. Hier ist aber die Grenze zwischen dem kalten Atlantik (rund 10 °C) und dem warmen Indischen Ozean (ca. 25 °C). Wo solch unterschiedlich warme Wassermassen aneinander grenzen entsteht natürlich wildes Wetter, weshalb das Kap früher auch "Kap der Stürme" genannt wurde. Tatsächlich hat uns am Kap eine ziemlich steife Brise empfangen. Noch spannender als der windumtoste Felsen waren aber die Straussen und Paviane, denen wir auf dem Weg begegneten.
In den vier Tagen, die wir in Kapstadt verbrachten, sind wir einige Male durch die Stadt spaziert - tagsüber ist dies kein Problem. Das Stadtzentrum mact einen sehr westlichen Eindruck, nur die Elektrozäune um die Häuser sind etwas fremd.
Bo-Kaap war früher ein Township der Kap- Malaien. Diese waren von Indonesien, Sri Lanka, Indien und Malaysia verschleppte Sklaven. Noch immer ist dieses Quartier muslimisch geprägt und hat zahlreiche Moscheen. Wir sind aber vor allem der farbigen Häuser wegen dorthin spaziert.
Der ehemalige Hafen im Zentrum Kapstadts wurde (wie fast überall auf der Welt) umgewandelt in ein edles Wohn- und Flanierviertel. Es mutet zwar überhaupt nicht afrikanisch an, bietet sich aber mit seinen gemütlichen Cafes durchaus zum Entspannen an.
Als wir an der Waterfront entlangspazierten war unser Weg plötzlich
durch eine hochgezogene Klappbrücke unterbrochen. Notgedrungen warteten
wir auf die Ausfahrt der grossen Segelschiffe, welche sich unter dem Jubel
des Publikums auf den Weg machten. Als wir dann auch noch ein mit "Switzerland"
beschriftetes Schiff sahen, wurden wir erst recht neugierig.
Von andern Zuschauern erfuhren wir, dass die Segelschiffe des Clipper around the World
Race hier halt gemacht hatten und nun weiter nach Sydney segelten.
Die einmalige Gelegenheit, den Start eines Segelrennens live mitzuerleben
packten wir natürlich am Schopf, weshalb wir schon kurz darauf auf
einem Katamaran in Richtung der Startbojen unterwegs waren.
An Board des Katamarans war auch ein Vater, dessen Tochter am Rennen
teilnahm. Dieser versuchte, uns den Start zu erklären.
Nachdem wir die eine Seite von Kapstadt - eine westliche Grossstadt mit
Hochhäusern, Büros und Cafes - ausgiebig betrachtet hatten, wollten
wir auch die andere Seite noch besuchen. Die meisten der vier Millionen
Einwohner von Kapstadt leben nämlich nicht in der City Bowl, sonder
ausserhalb in Townships in den Cape Flats.
Auf eigene Faust die Townships zu besuchen ist keine sehr gute Idee, deshalb
sind wir mit Sam von Sam's Cultural Tours hingefahren, was sich absolut
gelohnt hat, er hat uns enorm viel über das Leben der Leute erzählen
können. Wir sind zuerst mit dem Auto zum Langa Township gefahren,
dort haben wir einen Spaziergang gemacht und Familien besucht und
haben sogar in einer Bar ein selbstgebrautes "Bier" degustiert.
Eigentlich ist das Apartheidregime seit über 18 Jahren Geschichte,
die Bewohner der Townships leben allerdings immer noch unter den gleichen
Verhältnissen wie damals. Es gibt immer noch Townships (Quartiere), welche
nur von Schwarzen oder nur von Farbigen Leuten bewohnt werden. Diese wohnen
entweder zusammengequetscht auf engstem Raum in Hostels (eine Familie
pro Bett, nicht pro Zimmer!) oder in Blechhütten. Der Staat baut
ständig neue Unterkünfte um den Leuten bessere Lebensbedingungen
zu ermöglichen, da aber immer neue vom Land zuwandern wird diese
Aufgabe wohl noch lange dauern.
Da die Stadt von Meer umgeben ist, bieten sich einige schöne Strände zum Sonnenbaden. Ins Wasser gehen im Frühling nur wenige, das hat atlantische 10 °C. Wir haben uns mit dem Taxi zur Camps Bay fahren lassen und dort einen schönen Abend verbracht.