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Ofenbau (29.9.-16.10.2017)

Zum Ausbilden nach Vietnam

Unser Projekt soll einen weiteren Schritt vorwärts machen

Der erste funktionierende Prototyp eines neuen Heiz-/Kochofens war nun schon ein Jahr im Einsatz und wir hatten davon gute Rückmeldungen. Nun war es an der Zeit, den nächsten Schritt unseres Projektes anzugehen: Wir wollten Ofenbauer ausbilden und eine kleine Anzahl der Öfen bauen.
Das Ziel dieser Kleinserie war es, Rückmeldungen von mehreren Familien zum Ofen zu bekommen um ihn wenn nötig weiter optimieren zu können. Wir haben den Ofen deshalb wieder gratis gebaut. Auch sehr wichtig war, herauszufinden, was für Schwierigkeiten beim Bau vor Ort auftreten können und wie wir diese bewältigen können.
Ein weiteres, wichtiges Ziel bestand darin, Ofenbauer auszubilden. Wir konnten so auch gleich unsere Unterlagen und Pläne dem Härtetest unterziehen: Kamen die H’Mong damit klar? Oder mussten wir die Arbeiten und Materialien anders beschreiben?
All dies konnten wir nur vor Ort in Vietnam tun. Wir reisten deshalb für einen Monat nach Sapa und bauten dort neun Öfen. Dabei konnten wir auch gleich vier Ofenbauer ausbilden, welche mit der Zeit immer wie selbstständiger wurden – den neunten Ofen bauten sie komplett ohne unsere Unterstützung. Wir konnten somit alle unsere Ziele erfüllen, die Reise war ein voller Erfolg.

Wir schickten Elia voraus

Bevor wir nach Vietnam reisen konnten, mussten einige sehr wichtige Voraussetzung erfüllt sein: Wir mussten genügend interessierte und geeignete Familien finden, bei denen wir unsere Öfen bauen konnten. Ausserdem musste zumindest jenes Material organisiert werden, welches wir von Hanoi per LKW kommen lassen mussten. Wir konnten glücklicherweise Elia Brodman als Freiwilligen gewinnen. Er reiste bereits einen Monat vor uns nach Vietnam um dort alles vorzubereiten.

Mörteltest (27.9.2017)

Bei Vangs Ofen hatte es Monate gedauert, bis der Mörtel endlich ausgehärtet war – irgend etwas war schief gelaufen. Wir wollten kein Risiko eingehen und kauften deshalb drei Säcke verschiedener Zementsorten und testeten sie alle aus.

Unser Lieblings-Hardwareshop

Der Metallwarenladen im Zentrum Sapas, nahe des zentralen Platzes, ist unser Lieblingsladen. Wir wurden immer zuvorkommend behandelt und zahlten die normalen Preise. Immer wieder mal holten wir fehlendes Material auf dem Weg zur Baustelle. Lustig war die Kommunikation: Da wir kein Vietnamesisch und sie kein Englisch sprachen, verständigten wir uns ausschliesslich durch Handzeichen und die Bildersuche in Google.

Das Material muss nach Hau Thao (29.9.2017)

Zwei Transporte organisierten wir, um unser Material zu den Häusern in Hau Thao zu bringen. Zuerst brachten wir mit einem Minibus, der eigentlich zum Transport von Touristen verwendet wird, die Schamottsteine, den Firesand und die Werkzeuge. Da dieser Minibus leider die steile Strasse ins Dorf nicht überwinden konnte, mussten wir das Material für die letzten 500 m auf Motorräder verladen.

Zement, Sand und Ziegelsteine wurden direkt vom Händler in Sapa hoch zu den Häusern transportiert. Mit dem kleinen Lastwagen konnte sogar die steile, holprige Stasse hinauf zum Dorf passiert werden. Elia begleitete den Fahrer um ihm die Anfahrt zu erklären. Offensichtlich hatte der Fahrer noch nie einen Ausländer im LKW gehabt: auf halber Strecke blieb er plötzlich stehen, um Selfies von sich und Elia zu schiessen!

Bau des ersten Ofens bei Ghang (30.9.2017)

Den ersten Ofen bauten wir im Haus von Ghang, unserer Übersetzerin. Ihr Mann, Cha, war auch gleich der erste Ofenbauer, den wir auf dieser Reise ausbilden wollten.

Daniela koordiniert den Bau des ersten Ofens

Daniela hatte den Ofen zuhause komplett im CAD abgebildet und einen detaillierten Bauplan erstellt. Dieser glich absichtlich viel eher einer Lego-Anleitung als einer technischen Zeichnung. Sogar die Kinder hatten Freude am schönen Plan.
Trotz aller Planung braucht es bei der ersten Ausführung immer wieder spontane Entscheidungen, weshalb Daniela den Bau des ersten Ofens sehr genau begleitete.

David legt die Fundamente

Phils Vater David unterstützte uns tatkräftig beim Bauen. Er nahm sich der Fundamente an, und bezog deshalb immer als erster die neuen Baustellen. Dort diskutierte er zuerst mit den Bewohnern, wo denn der Ofen hin sollte. Anschliessend hob er den Boden aus und betonierte das Fundament.

Farbenprächtiges Laternenfest (30.9.2017)

Heute Abend gab es eine schöne Abwechslung vom Bauen: Die Schüler von Sapa und den umliegenden Dörfern zogen mit riesigen Laternen auf Waagen durch die Stadt. Es war eine Mischung zwischen Schülerfest und Streetparade – alle versuchten sich mit möglichst lauter Musik zu übertönen.

Wir ziehen um (2.10.2017)

Nach einer Woche im Sapa Friendly Hotel, zogen wir um ins Sapa Garden Hotel. Dieses liegt näher an ETHOS, was für uns praktischer war - morgens holten wir jeweils Elia dort ab, abends assen wir jeweils bei ETHOS. Das Hotel war wunderschön, hatte aber zwei Nachteile: Erstens war die Matratze des Bettes so hart wie ein Stück Holz, weitens konnte niemand Englisch. Das machte die Bestellung des Morgenessens immer zum Glücksspiel: Trotz Google Translate bekamen wir nur selten was wir tatsächlich wollten. Als wir einmal Nudelsuppe bestellten, fragten uns die Gastgeber erstaunt, ob wir den mit Stäbchen essen könnten.

Hoa verhandelt

Unser Projekt wäre kaum möglich gewesen ohne Hoa, die uns passende Handwerker suchte und dann mit denen verhandelte. Selbstverständlich sprachen diese kein Englisch.

Der Plattenladen

Ein schönes Beispiel ist der Plattenladen, der geschlossen hatte als wir ankamen. Hoa: „Der ist sicher nur am Mittagessen!“. Sie klopft laut an die Türe, der Händler öffnet und lässt uns die Platten kaufen.

Unser Schlosser

Der "Metal-Guy", unser Schweisser und Schlosser ist ein weiteres gutes Beispiel: Trotz seines ziemlich chaotischen Ladens arbeitete er sehr zuverlässig. Auch dank den guten Erklärungen von Hoa, verstand er unsere Wünsche und fertigte brauchbare Kaminklappen, -hüte und Kochplatten.

Ofenbau in ewiger Nacht (3.10.2017)

Kein Lichstrahl dringt durch Văng‘s Wände

Im dritten Haus lebt Văng zusammen mit seiner Mutter. Er hat ein sehr typisches H’Mong Haus: Der Boden ist aus Lehm und die Wände aus Holzbrettern. Fenster hat er keine - wie fast alle H’Mong. Stattdessen hängt eine dämmrige Energiesparlampe von der Decke hinab. Wir konnten daher nur mit einer Stirnlampe bauen, sonst hätten wir die Ziegelsteine nicht gesehen!

Cảu hilft tatkräftig mit (3.10.2017)

Der Ofen steht vor den Wänden

Wir sind genügend Ofenbauer, um auf drei Baustellen gleichzeitig zu bauen: Daniela und Chá bauen bei Văng, Elia und Peter bei Cảu. Gleichzeitig ist David unterwegs zum vierten Haus, um dort die Position des Ofens zu besprechen und das Fundament zu legen.
Die Familien müssen für die Prototypen nichts bezahlen – sie sind unsere Testpersonen. Uns ist es daher umso wichtiger, dass die Hausbesitzer mithelfen. So investieren sie etwas in den Ofen und sind daher eher geneigt, ihm eine Chance zu geben.

Ein frühes Abschlussessen (4.10.2017)

Gheng muss nach Hanoi

Bevor sie mit ihrer Tochter für längere Zeit nach Hanoi verreisen musste, wollte uns Gheng unbedingt noch zum Nachtessen einladen. Wir assen ein leckeres H’Mong Menu und plauderten miteinander. Da wir nicht nachts zurückfahren wollten, übernachteten wir bei ihr im halbfertigen Haus.
Morgens wurden wir leider etwas unsanft geweckt: Chá und sein Freund nutzten die Freizeit vor dem Ofenbau, um an Chá’s Haus weiterzubauen. Sie packten deshalb um sechs Uhr früh den Winkelschleifer aus um die Wände abzuschleifen, hinter denen wir lagen!

Die Sintflut (12.10.2017)

Ein Taifun setzte die Provinz Ninh Binh in Zentralvietnam für eine Weile ausser Gefecht. Zehntausende mussten ihre Häuser verlassen, es gab dutzende Tote. Auch in Sapa regnete es wie aus Kübeln – und das seit Tagen! Uns kam es vor wie ein kontinuierlicher Gewitterregen, der einfach nie aufhört.
Das hatte natürlich unschöne Auswirkungen auf die Strassen. Einen Tag lang konnten wir überhaupt nicht nach Hau Thao fahren, anschliessend mieteten wir uns jeweils einen etwas grösseren Transporter. Als wir das erste Mal wieder mit dem Motorrad fuhren, versanken wir fast in den Furten. Zum Team war nun auch Sebastian Teuftloff hinzugestossen - seine erste Rollerfahrt war ziemlich anspruchsvoll.

Auf rutschigen Pfaden

Keine Strasse führt zum Haus von Bỏ. Wir mussten deshalb alles Material über schmale Pfade zwischen den Reisfeldern tragen, auch die 3.5 m langen Kaminrohre, die Ziegelsteine und die Werkzeugkisten. Währen der Sintflut wurden die Pfade auch noch ziemlich rutschig! Wir schafften es trotzdem immer wieder, ohne ein Bad im Schlamm anzukommen.

Unsere Stammbeiz

Wir assen fast jeden Abend im Haus von Ethos – eine ideale Gelegenheit sich auszutauschen. Ab und zu wollten wir aber unseren Köchen Chá und Hoa’s Mutter einen ruhigen Abend gönnen. Zusammen mit Phil und Hoa assen wir meist entweder in einem Hühnchen-Restaurant oder im Tân Hu’ng Sapa. Der Wirt war dort zwar fast etwas überfreundlich, das Essen aber gut und bezahlbar.

Bei Bỏ geniessen wir die Aussicht (11.10.2017)

Von Bỏ‘s Terasse aus kann man den Blick über die Reisfelder bis hinunter ins Tal schweifen lassen – perfekte Bedingungen, um mit dem grossen Winkelschleifer dort Ziegelsteine zuzuschneiden! Er hatte als zusätzliches Extra auch ein sehr neugieriges Schweinchen: Dieses versuchte immer sich vor die Kamera zu stellen – was das Fotografieren etwas erschwerte.

Die Kamine sind da (14.10.2017)

Wir finden für jedes Problem eine Lösung

Nachdem die ersten Öfen schon etwas getrocknet waren, konnten wir mit dem Aufrichten der ersten Kamine beginnen. Diese stellten uns vor einige Probleme, zum Beispiel: Wie sägen wir ein Loch in eine asbesthaltige Eternitplatte, ohne unsere Lunge zu schädigen? Oder wie können wir die Kamine möglichst günstig abdichten?
Die Eternitplatten brachen wir schlussendlich mit einer Zange ab, statt sie zu schneiden. Ausserdem verwendeten wir Mundschutz und viel Wasser, um den Staub zu binden. Zur Abdichtung betonierten wir die Kamine so ein, dass sie immer noch leicht rutschen konnten.

Waghalsige Kletterübungen

Die Dachplatten waren nicht sonderlich stabil, weshalb nur die H’Mong Männer und die leichtesten Europäer rauf durften. Die H’Mong waren es sich sowieso besser gewohnt, auf dem rutschigen und steilen Dach rumzulaufen.

Wieder mal ein grosses Festessen

Abendessen bei Ethos

Fast jeden Abend haben wir bei unseren Freunden von Ethos gegessen. Chá und Hoa‘s Mutter haben uns jeweils ein richtiges Festessen gekocht! Ganz im Vietnamesischen Stil: Jeder bekommt eine Schale Reis, das restliche Essen ist in vielen kleinen Schälchen auf dem Tisch verteilt. So kann jeder sich mit den Stäbchen packen was er gern möchte.
Nach dem Essen diskutierten wir jeweils noch stundenlang über Gott und die Welt. Die gemeinsamen Abende waren sicherlich eines der Highlights unserer Ferien.

Das Team der Ofenbauer

Alle Ofenbauer, nur Hoa ist nicht drauf. Von links nach rechts: Phil, Vang, Peter, Daniela, Chá, Chūng, Sebastian, Gengh, Elia, David und Khoa.

Das erste Feuer! (16.10.2017)

Zwei Wochen nach dem Bau waren die ersten Öfen trocken genug, um sie auszutesten. Vorsichtig trockneten wir sie während zweier Tage mit kleinen Feuern aus. Dann wurde das erste mal richtig eingeheizt, was auf Anhieb klappte.
Der Kaminzug war eher zu stark als zu schwach, der Rauch wurde richtiggehend aus dem Raum rausgesaugt! Für uns eine grosse Erleichterung: Zu starken Zug können wir mit einfachen Massnahmen leicht korrigieren, wenn’s zu wenig gezogen hätte, wäre die Korrektur deutlich schwieriger geworden.
Gheng liess es sich natürlich nicht nehmen, gleich ein leckeres Essen auf dem Ofen zuzubereiten.

Zertifikate und Unterlagen für die Ofenbauer (17.10.2017)

Zum Abschluss unserer Reise luden wir die neu ausgebildeten Ofenbauer zu Ethos ein. Mehr oder weniger feierlich übergaben wir unsere Ausbildungs-Zertifikate an die frisch ausgebildeten Ofenbauer: Lý a Vảng, Thāo a Cha, Tẩn a Khoa und Lý a Chūng.
Nebst den Zertifikaten gab’s für jeden auch eine Kopie der Baupläne des Ofens.